Ukraine – zweiter Bericht

Zwei Teilnehmerinnen unserer Fahrt in die Ukraine waren Judith und Madlen Funk (Töchter von Jakob und Lina Funk, geb. Kehler). In diesem Bericht schildern Sie ihre Erlebnisse dieses Einsatzes.

„Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Psalm 103,2

Unser Onkel und unsere Tante (Andreas und Katharina Kehler), fahren schon seit mehreren Jahren zu Einsätzen in verschiedene Länder. Sie erzählten davon und so hatten wir den Wunsch einmal mitzukommen, Erfahrungen zu sammeln und einfach mal unsere Komfortzone zu verlassen.

Zuhause hatten wir uns schon darauf eingestellt, sehr arme und schlimme Verhältnisse zu sehen und zu erleben. Zum einen deshalb, weil wir als Kinder schon einmal in der Ukraine waren und zum anderen, weil man viel aus Berichten anderer hört. Aber trotzdem waren wir traurig und geschockt, als wir die Not und das Elend der Menschen mit eigenen Augen gesehen haben. Das ist etwas ganz anderes, als es nur auf Bildern zu sehen oder davon zu hören.



Die Geschwister der Gemeinde haben uns sehr herzlich aufgenommen. Das Wenige, das sie besitzen teilen sie gerne mit anderen, ungeachtet dessen, dass sie Verluste erleben oder es vielleicht selbst schwer haben. Sie waren sehr gastfreundlich, herzlich und selbstlos. Aber auch die nicht gläubigen Menschen waren in den meisten Fällen sehr freundlich, wenn man sie in den Häusern besucht hat und redeten ganz offen. Sie berichteten aus ihrem Leben, was sie in der Vergangenheit erlebt haben oder grade durchmachen, das war sehr bewegend. Und obwohl sie dem Evangelium offen zugehört haben, merkte man immer wieder, dass sie in ihrem orthodoxen Glauben gefangen sind. Viele hoffen, durch ihre guten Werke und die auswendig gelernten Gebete gerettet zu werden.

Es war bewundernswert zu sehen, wie die Gläubigen der Gemeinde sich eifrig bemühen, solche Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Sie scheuen keine Mühe, Arbeit und Kälte um bei jeder sich bietenden Gelegenheit von ihrem Glauben zu zeugen und die frohe Botschaft weiterzugeben.
Bei Gemeinschaften mit uns als Gruppe, erzählten sie oft und gern von ihren Erlebnissen mit Gott und Gebetserhörungen. Ihr Gottvertrauen und ihr kindlicher Glaube haben uns beeindruckt.
Sie sind sich sicher, dass Gott sich darum kümmern wird, ganz egal ob es z.B. darum geht, dass sich jemand bekehren soll oder um finanzielle Nöte. Häufig hörte man den Satz: „Der Herr wird dafür sorgen!“

Bei einem Einsatz haben wir mehrere Alkoholabhängige besucht. Das Schlimmste das wir gesehen haben, war ein Rohbau ohne Fenster und Türen, in dem ein Mann lebte. Seine „Wohnung“ war innen genauso kalt wie draußen. Es macht einfach traurig, wenn man so hilflos vor dem Elend dieser Menschen steht und eigentlich nicht wirklich helfen kann. Denn das eigentliche Problem ist ihre Sucht. Da hat uns gerade die Arbeit mit den Gefährdeten im Rehazentrum in Stebnyk beeindruckt, wo Suchtkranken geholfen wird frei zu werden. Die Arbeit mit diesen Menschen ist nicht einfach. Manchmal fehlen Mut, Kraft oder finanzielle Unterstützung. Wir haben uns vorgenommen, für diese Arbeit dort in besonderer Weise zu beten.

Durch den Einsatz ist uns wichtig geworden, dass wir so dankbar für die Glaubensfreiheit sein können. In den allermeisten Fällen dürfen wir unseren Glauben frei ausleben, sogar gemeinsam mit der Familie. Die Gläubigen in der Ukraine werden psychisch belastet und zum Teil körperlich angegriffen, wenn sie sich vom orthodoxen Glauben abwenden. Aber dennoch entscheiden sie sich für den Weg der Nachfolge ungeachtet der Gefahren und Konsequenzen seitens der Familie oder der Orthodoxen Kirche.

Uns ist viel mehr bewusst geworden, in welchem Wohlstand wir in Deutschland eigentlich leben. Wir haben alles was wir brauchen sogar im Überfluss. Selbst bei wenig Einkommen gibt es finanzielle Hilfen und auch die alten Menschen werden in der Regel durch ihre Rente gut versorgt. Unsere Krankenversicherung unterstützt uns und medizinische Hilfen sind für uns ganz selbstverständlich. Niemand muss sich um seine Nahrung Sorgen machen, weil man sein ganzes Geld z.B. für Medikamente ausgeben muss, wie es gerade bei vielen älteren Menschen in der Ukraine der Fall ist.

Judith und Madlen Funk