Liebe Freunde,
am 9. Dezember feiern wir ein sehr besonderes Jubiläum in Susanowo – vor genau 40 Jahren wurde das große, neues Bethaus im Dorf eingeweiht. Es war damals im Gebiet Orenburg das größte und erste Gotteshaus, das nach vielen Jahren wieder neu errichtet werden durfte. Andere Bethäuser waren kleiner und oft an Privatgebäude angebaut, weil die kommunistische Regierung den Bau neuer Häuser mit allen Mitteln verhindern wollte.
In Susanowo herrschte große Not, da immer mehr Menschen zum Glauben fanden und das alte Haus für die wachsende Gemeinde zu klein wurde. Doch dann geschah – man kann es wirklich so nennen – ein Wunder! Die Gemeinde baute ein wunderschönes und großes Haus.
Nach einer langen und nervenaufreibenden Zeit mit vielen kritischen Phasen kam endlich der große Tag! Gott sei Dank!
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Einweihung. Ich war damals 12 Jahre alt, doch dieses Ereignis hat sich tief im Gedächtnis eingebrannt. Die allgemeine Vorfreude und festliche Erwartung des großen Tages übertrugen sich auf alle, auch auf uns Kinder. Tief bewegt verfolgte ich den Gottesdienst. Als die Ältesten nach vorne traten, die Hände erhoben und dem HERRN dankten und um Segen beteten, erreichte die Feierlichkeit ihren Höhepunkt. Ergriffen lauschte ich mit allen anderen diesen Gebeten. Die Nähe unseres Gottes war spürbar und in dieser Feierstunde fast greifbar.
David Dick beschreibt diese Feier und die Details des Baugeschehens in seinem Buch „Ein Weingarten an einem lieblichen Ort“. Einen Auszug füge ich weiter unten ein.
Unter Bethaus Bau gelangt man zur Fotos aus der Zeit des Baus.
Viele Grüße
David Grunau
Einladungskarte zur Einweihung
Am Samstagabend vor dem Fest eröffnete Peter Ens den Gottesdienst mit einer Lesung aus Matthaus 5, 6: „Selig sind, die da hungert und durstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ W.F.Serpewskij sprach in seiner Predigt über das Wort aus 1. Samuel 7, 12: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen“. Die Abschlusspredigt brachte A.E.Klimenko über den Text aus Apostelgeschichte 9, 36-42 und betonte dabei besonders die Taten der Barmherzigkeit.
Am 9. Dezember 1984 fing morgens früh die langersehnte Bethauseinweihungsfeier an. Das Bethaus stand nun leicht erhöht mitten im Dorf. Man vermutet, dass seinerzeit an genau diesem Ort der Dorfgründer und seine Familie in der offenen Steppe ihre Knie gebeugt und um Segen gebetet hatten. Es war noch dunkel, aber die Autos mit den Gasten, der Großteil davon kam aus den deutschen Dörfern, kamen eins nach dem anderen am Bethaus vorgefahren. Der Saal füllte sich sehr schnell. Der große Chor von etwa hundert Leuten lobte Gott mit lauter Stimme.
Die lieben Gaste, die sonst selten da waren und von denen viele schon am Samstag zum Gottesdienst gekommen waren, besetzten alle Platze auf der Bühne hinter der Kanzel. Es gab auch viele Gaste, die sonst nicht zum Gottesdienst gingen. Dieses Mal erfreuten uns auch Besucher aus dem Bezirksexekutivkomitee. Wir machten uns schon keine Sorgen mehr darüber, mit welcher Absicht sie gekommen waren, wir wussten nur, dass sie das Wort Gottes hören würden, und dieses kehrt nicht leer zurück. Der Gottesdienst wurde feierlich mit Psalm 111 eröffnet: „Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen im Rate der Frommen und in der Gemeinde. Groß sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, der hat Freude daran.“
Viele Brüder brachten Grußworte, die sich abwechselten mit dem Gesang des Chors und von Duetten und mit Gedichten, die rezitiert wurden. In den Pausen und vor Beginn der Gottesdienste spielten abwechselnd unsere Orchester. Besonders rührend und beeindruckend war es, als die ganze Versammlung aufstand und sieben Bruder mit erhobenen Händen beteten und für das geschenkte Haus dankten. Das wichtigste war aber, dass sie darum baten, dass das lebendige Haus, die Gemeinde Christi weiterhin wachsen und gebaut werden möge. Der erste Bruder von links war Daniel Janzen aus Donskoje.
Sie sollen reden von deiner hohen, herrlichen Pracht und über deine Wunder nachsinnen.“
Nun kam die Zeit, darüber nachzudenken, wie wunderbar Gott uns aus allen schwierigen Situationen herausgeführt hatte. Mir kommt da diese Nacht in Erinnerung und die Situation, aus der es scheinbar keinen Ausweg gab und die Frage an Gott: „Wie wirst du uns aus dieser Lage befreien?“ und das wunderbare, ermutigende Lied: „Ich werde dich noch preisen“. Jetzt kam wirklich die Zeit des Preisens! Wie sehr hatte Gott uns gelehrt unsere Wege und Angelegenheiten ihm anzuvertrauen! Er hatte uns gelehrt, geduldig darauf zu warten, wie er unsere Sache hinausfuhren wurde! Wie stark hatte er in uns den Glauben verwurzelt, uns gelehrt, finanzielle Mittel und Zeit zu opfern und wie viele Menschen für die Arbeit inspiriert. Bei der Gemeindemitgliederversammlung, die vor diesem Fest stattgefunden hatte, sprach Jakob Letkemann auf sehr rührende und beeindruckende Weise über die Arbeit für Gott. Er ließ schweigend seinen fragenden Blick über die erwartungsvolle Gemeinde wandern und sagte dann: „Das Haus ist fertig! Wer die goldene Bauzeit verpasst und wenig gearbeitet hat, für den ist es jetzt zu spät – das Haus ist fertig!“ Nun lag das alles hinter uns, und wir feierten sorglos. Mittags machten wir eine Pause von eineinhalb Stunden. Wir teilten die ganze Menschenmenge auf und nahmen sie zum Mittagessen mit in unsere Hauser, worauf sich unsere Hausfrauen schon im Voraus gründlich vorbereitet hatten. Jeder Hausherr trug die Verantwortung für seine Gaste, damit diese nach der Pause rechtzeitig und satt wieder zum Gottesdienst kamen. Das Programm war so vielfaltig, dass das Fest bis zum Abend dauerte.
Nach dem Festgottesdienst